Erhöhte Verteidigungsausgaben treiben Aktien in die Höhe
Die europäischen Aktienmärkte stiegen am Montag, den 17. Februar, an, angetrieben von Verteidigungsaktien, nachdem sich Regierungsvertreter in Paris unerwartet trafen, um über eine Erhöhung der Militärausgaben im Falle eines Waffenstillstands in der Ukraine zu beraten.
Der europäische Stoxx 600 Index (FXXP) erreichte ein weiteres Allzeithoch, ebenso wie der deutsche DAX 40 Index (FDAX), während der britische FTSE 100 (UK100) und der französische CAC 40 (FCE) um 0,41 % bzw. 0,13 % zulegten.
Zu den bemerkenswerten Gewinnern unter den europäischen Aktien gehörten die deutsche Renk Group und Rheinmetall (RHM.DE), die um 16,57 % bzw. 14 % stiegen. Der schwedische Rüstungskonzern Saab legte um 16,17 % zu, während das britische Unternehmen BAE Systems (BA-L) um 7,9 % zulegte.
Dies geschah im Anschluss an Äußerungen auf der Münchner Sicherheitskonferenz am Montag, wonach die NATO-Verteidigungsausgaben über das aktuelle Ziel von 2 % des BIP hinaus auf über 3 % erhöht werden sollten.
Die Aufmerksamkeit der Märkte dürfte weiterhin auf Europa gerichtet bleiben, da geopolitische Spannungen zwischen den USA und Europa zunehmen und US-Vertreter Gespräche mit Russland zur Beendigung des Krieges in der Ukraine vorbereiten.

EU und Ukraine von Friedensgesprächen ausgeschlossen
Europäische Staats- und Regierungschefs trafen sich am Montag, um ein neues Verteidigungspaket zur Unterstützung Kyjiws sowie umfassendere regionale Sicherheitsfragen zu erörtern, da die Besorgnis wächst, dass die USA die EU möglicherweise sogar von den Friedensverhandlungen ausschließen könnten.
Der US-Sondergesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, erklärte kürzlich, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs nicht an den Gesprächen zwischen den USA und Russland zur Beendigung des Krieges beteiligt sein würden. Er begründete dies damit, dass frühere Verhandlungen aufgrund der Beteiligung zu vieler Parteien gescheitert seien.
Unterdessen bestätigte der US-Außenminister Marco Rubio, dass er sich in dieser Woche, beginnend am 17. Februar, in Saudi-Arabien mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow treffen werde. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hingegen erklärte, dass Kyjiw keine Einladung zu diesen Gesprächen erhalten habe.
Angesichts der bevorstehenden Verhandlungen schlug EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf der Sicherheitskonferenz vor, Verteidigungsausgaben von den EU-Haushaltsregeln auszunehmen, um die Hürden für eine Erhöhung der Militärausgaben zu beseitigen. Sie betonte, dass die EU-Mitgliedstaaten derzeit zusammen 2 % ihres BIP für Verteidigung ausgeben, dies jedoch jährlich um „Hunderte Milliarden Euro“ erhöht werden müsse.
Zusammen mit dem von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Paris einberufenen Dringlichkeitstreffen wurden Leyens Ankündigungen positiv für europäische Verteidigungsaktien aufgenommen.
NATO fordert höheres Verteidigungsbudget
Während der Sicherheitskonferenz erklärte NATO-Generalsekretär Mark Rutte, dass die Verteidigungsausgaben „deutlich mehr als 3 %“ des BIP betragen sollten, über die bisher seit 2014 vereinbarten 2 % hinaus. Die endgültige Entscheidung dazu wird bei der NATO-Tagung am 24.–25. Juni in Den Haag erwartet. (Quelle: Euronews)
Auffällig ist, dass US-Präsident Donald Trump bereits im Januar die europäischen NATO-Mitglieder dazu aufrief, 5 % ihres nationalen Einkommens für Verteidigung auszugeben. Er argumentierte, dass die USA eine überproportionale Verantwortung für die Aufrechterhaltung des Friedens in der Region tragen.
Inzwischen hat Europa die USA in Bezug auf die Ukraine-Hilfe überholt. Die europäischen Staaten haben insgesamt 70 Milliarden Euro an finanzieller und humanitärer Unterstützung sowie weitere 62 Milliarden Euro an Militärhilfe bereitgestellt. Im Vergleich dazu haben die USA 64 Milliarden Euro an Militärhilfe und 50 Milliarden Euro an finanzieller und humanitärer Unterstützung zugesagt.
Ruttes Äußerungen festigten jedoch die Erwartung, dass die Schuldenaufnahme in Europa steigen wird, da sich die europäischen Staats- und Regierungschefs darauf vorbereiten, die Kosten eines dauerhaften Friedensabkommens zwischen der Ukraine und Russland auf ihre Nationen zu übertragen.
„Superzyklus“ für europäische Verteidigungsaktien in Sicht?
Laut Bloomberg könnten die Modernisierung der europäischen Verteidigung und der Schutz der Ukraine Europas führende Mächte in den nächsten zehn Jahren bis zu 3,1 Billionen US-Dollar zusätzlich kosten.
Ein neues NATO-Ausgabenziel würde insbesondere auf eine Expansion der europäischen Verteidigungsindustrie hindeuten und den Spielraum für verstärkte Käufe von US-Waffensystemen begrenzen.
Einige europäische Verteidigungsaktien haben sich seit Beginn des Ukraine-Krieges bereits mehr als verdoppelt. Doch die Aussicht auf ein Ende des Krieges, verbunden mit neuen Verteidigungsbudgets und Sicherheitsgarantien, veranlasst einige Analysten dazu, eine mögliche Einigung als Beginn eines neuen „Superzyklus“ zu bezeichnen. Dies gewinnt vor allem an Bedeutung, da sinkende Energiepreise, günstigere Finanzierungsbedingungen und ein verbessertes Verbrauchervertrauen berücksichtigt werden.
Unterdessen erhielten europäische Aktien am Montag teilweise Unterstützung aus China, einem wichtigen Exportmarkt für Europa. Präsident Xi Jinping traf sich mit Wirtschaftsführern, darunter Alibaba-Mitbegründer Jack Ma, was Hoffnungen weckte, dass der jahrelange harte Kurs gegen den Privatsektor bald enden könnte. (Quelle: Swissinfo.ch)
Schlussfolgerung
Europäische Verteidigungsaktien verzeichneten am Montag starke Gewinne, da die Stimmung in der Region auf eine umfassendere Erhöhung der Militärausgaben und den Beginn einer neuen Ära der Verteidigungsausgaben hindeutet.
Da politische Entscheidungsträger höhere Verteidigungsbudgets unterstützen und geopolitische Spannungen jahrzehntealte Ausgabenziele nach oben treiben, sind Investoren auf den neuen Trend aufgesprungen. Allerdings bedeutet dies nicht zwangsläufig eine Fortsetzung der Entwicklung, und das Risiko für Anleger und Händler bleibt hoch.
Die laufenden politischen Verhandlungen dürften die Marktperformance maßgeblich beeinflussen. Die Zukunft des europäischen Verteidigungssektors hängt von den kommenden Entwicklungen ab – insbesondere vom Fortschritt der Waffenstillstandsverhandlungen, der Erhöhung der Verteidigungsausgaben und davon, wie stark Präsident Trump den Verkauf von US-Waffensystemen an die EU vorantreibt.